Pflanzenlust

Kochen mit Bäumen, Sträuchern und wilden Wiesenpflanzen

Auberginenragout mit Apfelperlen und Thymian
Apfel trifft Thymian
Was hat der Südtiroler Apfel, das dem Thymian aus den Bergen und Kräutergärten schmeichelt? Saft, Süße, Säure, alpine Frische. Und womit umgarnt der Südtiroler Thymian den Apfel aus Tälern und Höhen? Mit kräftiger Aromatik, mit rauchiger Würze, mit mediterranem Charme. Die beiden passen perfekt zusammen, ergeben ein kulinarisches Dreamteam.
Gegensätze ziehen sich an
Thymian, Thyme, Timo – der Name leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet Mut, Kraft. Nehmen Sie es als Aufforderung, das Kraut aus dem Mittelmeerraum beherzt in die Küche zu bringen und Ihren Gerichten besondere Power einzuhauchen. Der Begriff Thymian steht zudem in enger Beziehung zu Räucherwerk, mit ihm brachte man früher Rauchopfer dar und erzählte, dass der kleine Halbstrauch aus den Tränen der schönen Helena entstanden sei. Genau darin liegt die Stärke von Thymian, in seinem rauchig-herzhaft-herben Aroma. Die Blättchen vom Thymian setzen so einen spannenden Kontrast zu dem mehr lieblichen Bukett des von der Sonne Südtirols veredelten Apfels.
Potpourri der Düfte
Thymian bezeichnet mehr als ein Küchenkraut. Unter der Bezeichnung laufen mehrere Pflanzenarten. Neben dem Echten, Römischen oder Garten-Thymian (Thymus vulgaris) mit schmalen, zusammengerollten, nadelförmigen Blättchen an aufstrebenden Zweigen ist auch der Quendel, Arznei- oder Feld-Thymian (Thymus pulegioides) mit breit eiförmigen Blättchen an Kriechtrieben als Gewürz beliebt.
Im alpinen Bereich greift man gerne auch zum Langhaarigen, Gebirgs- oder Alpen-Thymian (Thymus praecox subsp. polytrichus), der mit ledrig-derben Blättchen dichte Polster zwischen Steinen bildet und den ganzen Sommer über üppig blüht. Nicht zu vergessen den Zitronen-Thymian (Thymus x citriodorus), eine Natur- und Kulturhybride in vielerlei Ausprägung, entstanden aus der Kreuzung von Echtem Thymian mit Quendel. Seine meist weiß oder auch gelb gemusterten Blättchen duften fein nach Zitrone. Passt picobello zur Apfelsüße!
Super Kombinationen
Sicher fallen Ihnen auf Anhieb zahlreiche Gelegenheiten ein, mit denen Äpfel und Thymianblättchen zu geschmacklichen Glanzlichtern werden. Ganz bestimmt kommen Ihnen, liebe Köchinnen und Köche, Zubereitungen wie Apfel-Thymian-Butter, Apfeltarte mit Thymian oder Apfelchutney mit Thymian in den Sinn.
Läuft Ihnen nicht beim Gedanken an ein Risotto mit Äpfeln und Thymian schon das Wasser im Mund zusammen? Spüren Sie den Wohlgeschmack eines Apfelsüppchens mit Thymian am Gaumen? Zieht Ihnen der herrliche Duft nach Bratäpfeln mit Thymianhonig durch die Nase? Entsteht eine Gemüsepfanne mit Apfel und Thymian vor Ihren Augen? Prickelt ein Apfel-Thymian-Cocktail auf Ihrer Zunge? Lassen Sie Südtiroler Apfel-Thymian-Genüsse miteinander durchs Menü tanzen.
Verfasst von
Karin Greiner
Diplom-Biologin
www.pflanzenlust.de

Thema
Apfelcarpaccio | Wintergemüse | Altreier Gerste | Vanilleöl

Winterspeisekarte

Speziell für unsere Leser:innen kreiert! Mathias Varesco vom Kürbishof in Altrei hat für die Fachzeitschrift Südtiroler Köche ein wunderschönes Speisenangebot kreiert. Nicht fehlen durfte hierbei im Jahr es Südtiroler Apfels der Apfel selbst. Hier die kleine Winterspeisekarte.
Mathias Varesco - FOTO: Reinhard Steger
Blutwurst Bottoni | Altreier Gerste | Kastanie | Vanilleöl
Caramelle | Karottenpüree | Gemüsejus | Getrockneter Knoblauch
Bergforelle | Erbsen | Meerrettich | Tramin Chardonnay
Saibling | Hopfenspitz | Specksud
Hirschrücken | Carpaccio vom Apfel | Herrennagelen | Preiselbeeren
Kalbsbries | Schwarzbrot | Kartoffel Espuma | Weiße Zwiebel
Matthias Varesco im Interview:
Was fasziniert dich täglich am Kochen?
Die Möglichkeit, Produkte immer wieder aufs Neue zu entdecken und zu verarbeiten. Sowie „arme” Produkte zu verarbeiten und diesen einen Wert zu geben.
Slow Food. Was fällt dir spontan dazu ein?
RESPEKT für Produkte und Verwertung des Produktes zu 100 Prozent. Und Null-Kilometer-Produkte zu verwenden.
Was fasziniert dich an der Philosophie von Slow Food?
Die Überzeugung der Vermarktung und Unterstützung der kleinen Bauern und der kleineren Produzenten. Und die Vermittlung der Philosophie an die Gesellschaft, dass man auch ohne hohe Kosten gute und vor allem nachhaltige Produkte anbauen kann. Die Null-Kilometer-Philosophie und der respektvolle Umgang mit Lebensmitteln.
Dein und euer Gastronomiekonzept lautet?
Traditionell, innovativ, unverfälscht und respektvoll im Umgang mit dem, was man verarbeitet. Nachhaltigkeit spielt bei uns eine sehr große Rolle und mit der heutigen Technik und modernen Kochtechniken haben wir die Möglichkeit, fast jedes Produkt zu 100 Prozent zu verarbeiten und so unseren Gästen besondere kulinarische Erlebnisse zu vermitteln.
Winterküche und das Spiel mit den Jahreszeiten?
Wir versuchen jedes Jahr etwas Neues zu entwickeln und unseren Gästen neue kulinarische Erlebnisse zu schenken. Und hier faszinieren mich die Jahreszeiten und so auch der Winter.
Blutwurst Bottoni, Altreier Gerste, Kaastanie, Vanilleöl
Dein Lebensmotto?
Stay focused and love what you do.
Glück ist für dich?
Familie und Freunde.
Was hat dich schon immer fasziniert?
Die Möglichkeit, Gefühle und Emotionen mit einer Speise dem Gast zu übermitteln.
Warum bist du Mitglied im SKV, im Verband der Südtiroler Köchinnen und Köche?
Der SKV zeigt auf und vermittelt jungen Menschen diesen wunderschönen Beruf auf Plattformen wie Messen, bei Wettbewerben und in der Öffentlichkeitsarbeit. Und deshalb ist es mir eine besondere Ehre, dies zu unterstützen.
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