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Kulinarischer Leitartikel

Stillstand ist Rückschritt

KM Manfred Kofler - Vom Koch zum Dipl. Hotelbetriebswirt Küchenmeister und Sternekoch. Nach Abschluss der Kochlehre im renommierten Fünf-Sterne-Hotel Erika in Dorf Tirol bei KM Karl Nestl hat Manfred Kofler in vielen renommierten Betrieben im In- und Ausland eine breite Küchen-Erfahrung gesammelt.
Kulinarische Kreation von KM Manfred Kofler 2021
Sternekoch KM Manfred Kofler
CULINARIA im Farmerkreuz, Dorf Tirol
2004 begann er berufsbegleitend die Ausbildung zum diplomierten Hotelbetriebswirt und schloss diese mit Auszeichnung ab. Von 2006 bis 2008 absolvierte er die Ausbildung zum Küchenmeister und schloss auch diese 2008 im Winter mit großem Erfolg und ganz großer persönlicher Freude erfolgreich ab. Zeitgleich begann er gemeinsam mit Bruder Stefan im Winter 2007/2008 den elterlichen Gasthof umzubauen. Daraus entstand das Restaurant Culinaria im Farmerkreuz. Die beiden Brüder wechselten grundlegend das Betriebskonzept und bauten das Restaurant Jahr für Jahr besser auf. 2017 wurde die Küche von Manfred Kofler mit einem Stern des Guide Michelin ausgezeichnet und zeitgleich wurde er in die Jeunes Restaurateurs d’Europe aufgenommen.
Manfred Kofler
Geboren in Meran, wohnhaft in Dorf Tirol
Dein Lebensmotto lautet?
Make it simple and sexy.
Warum hast Du die Ausbildung zum Küchenmeister absolviert?
Durch meine Ausbildung zum Hotelbetriebswirt wurde ich vom wirtschaftsrechtlichen Teil und vom Teil Berufspädagogik befreit. Daher musste ich nur noch den Teil Fachtheorie und die Fachpraxis im Rahmen der Küchenmeister-Ausbildung absolvieren. Da für mich persönlich Stillstand Rückschritt bedeutet, suche ich immer nach neuen Herausforderungen auch für mich persönlich. Weiterbildung und Veränderung sind herausfordernd und sexy.
Was war Dein persönlicher Qualitätsanspruch an die Küchenmeisterausbildung?
Mein innerer Ehrgeiz stellte an mich den Anspruch, den Küchenmeister so gut wie möglich abzuschließen. Die Ausbildung als solches, Inhalt und Referenten, waren von allerhöchster Qualität! Große Komplimente.
Welche Teile der Ausbildung waren für Dich persönlich besonders interessant?
Ich denke, dass jeder Teil seine Berechtigung hat und ebenso wichtig ist. Der für mich wertvollste Teil im Nachhinein war mit Sicherheit der wirtschaftlich-rechtliche. Als Unternehmer ist es zu wenig, nur gut kochen zu können.
Warum macht ein Sternekoch die Ausbildung zum Küchenmeister?
Egal, welche Erfolge man im Leben bereits gefeiert hat oder noch feiern wird, man hat nie AUSGELERNT! Deshalb – wer von sich glaubt, der Beste zu sein, hat aufgehört, der Beste zu werden!
Welche Schlüsselmomente gab es hierbei für Dich persönlich?
Die ganze Ausbildung ist mit Sicherheit kein Spaziergang, die Messlatte liegt sehr hoch. Was mir jedoch sehr in Erinnerung geblieben ist, sind die Freundschaften und der Zusammenhalt zwischen uns Kandidaten.
Wie konntest Du die gesamte Ausbildung zeitlich mit dem Betrieb unter einen Hut bringen?
Da wir genau während dieser Zeit das Restaurant umgebaut haben, war der Betrieb zwar geschlossen, ich aber an den Wochenenden und am Abend nach den Kursen auf der Baustelle. Dies bedeutete für mich um 6 Uhr Start nach Brixen an die Hellenstainer und nachher gleich auf die Baustelle. Ungemein anspruchsvoll, eine Zeit die mich persönlich sehr geprägt hat.
Welche Empfehlung sprichst Du an mögliche Interessenten aus?
Wenn sich jemand für die Ausbildung zum Küchenmeister entscheidet, hat er bereits den ersten Schritt in eine tolle Ausbildung gemacht. Was ich persönlich einem zukünftigen Kandidaten, einer Kandidatin empfehlen würde: Nicht aufzugeben, wenn es schwierig wird! Nicht das Anfangen, sondern das Durchhalten wird belohnt und man kommt mit sehr vielen neuen Erfahrungen, Wissen und neuen Freunden aus den Lehrgängen wieder heraus.
Was hat Dir die Ausbildung im persönlichen Werdegang hin zum Sternekoch gebracht?
Ein fundiertes Wissen in den Bereichen Wirtschaftlichkeit, Fachwissen und Mitarbeiterführung. Die Ausbildung hat mich gelehrt, dass nicht das Anfangen, sondern das Durchhalten belohnt wird!
Du bist auch Prüfungsexperte an der LBS Savoy. War hier die KM-Ausbildung ein Vorteil für Dich und die Absolventen?
Auf jeden Fall. Eine Prüfung ist immer eine besondere Situation im Leben eines Menschen und wenn man seine eigenen Prüfungen und die damit verbundene Aufregung reflektiert, kann man meiner Meinung nach viel objektiver bewerten. Auch das breite fachlich-schulische Wissen, welches man als Küchenmeister erlangt, ist in der Rolle als Prüfungsexperte ein wesentlicher Vorteil.
Was fasziniert Dich besonders an Deiner kreativen Küche im Culinaria im Farmerkreuz?
Wenn meine Gäste begeistert, innerlich zufrieden und glücklich nach Hause gehen. Und uns wieder besuchen und uns weiterempfehlen.
Was ist das Besondere an Deiner Küche?
Die Einfachheit, die Spanne zwischen der Alpenregion Südtirol und dem mediterranen Einfluss. Getreu dem Namen unseres Menüs „Alps to sea“.
Was ist das Besondere im Zusammenspiel mit Deinem Bruder Stefan, der den Service im Sternelokal leitet?
Zum einen, dass wir Brüder sind und uns blind vertrauen und uns kennen. Zum anderen, dass wir beide am selben Strang ziehen, da wir und unsere Familien von diesem Restaurant leben, ja leben müssen. Stefan hat das wunderbare Talent, die Botschaft meiner Küche und jedes einzelne Gericht dem Gast näher zu bringen und es mit seiner Weinbegleitung elegant abzurunden.
Was fällt Dir beim Begriff Südtirol ein?
Lebensqualität, Gastfreundschaft und Heimat!
Deine Empfehlung für junge Köche im Allgemeinen?
Den jungen Köchen von morgen würde ich wünschen, dass Sie wieder das Wesentliche unseres Berufes erkennen; ein gutes Handwerk zu machen, sich auf den Geschmack zu konzentrieren und vor allem für den Gast zu kochen. Nicht jedem Trend zu folgen und etwas mehr auf das eigene Bauchgefühl zu hören!
Die Redaktion rs

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SKV-Porträt - Philipp Stohner

Leidenschaft Kochen ist mehr wie ein Beruf

KM Philipp Stohner, Fachbereichsleiter Küche WIFI Tirol, WIFI Diplom Küchenmeister NQR6 - Foto: © s.elsler/wifi tirol

Dein persönlicher Werdegang
Aufgewachsen in der schönen Kurpfalz ohne Gastronomie-Background seitens der Familie, wollte ich seit meiner Kindheit Koch werden. Ich habe mit den Großeltern und Eltern immer gern gekocht und schon als Jugendlicher sämtliche Kochbücher verschlungen. Nach meiner Ausbildung in der Sternegastronomie zog es mich wie jeden Koch und jede Köchin in die Welt, um in viele Kochtöpfe zu schauen. Während meiner Lehre entdeckte ich wohl die Liebe zu Kochwettbewerben. Bei meinem ersten Kochwettbewerb wurde ich zum zweitbesten Nachwuchskoch in Deutschland. Damals wie heute ein großer Ansporn, ganz nach oben zu kommen.
Da ich einen Großteil meiner Kindheit in Tirol verbracht habe, zog es mich vor mittlerweile knapp 20 Jahren dorthin zurück, wo ich viele Betriebe kennenlernen durfte.
Ein großes Ziel war für mich immer der Meistertitel. Angespornt durch meinen Vater, der ebenso Handwerksmeister ist, entschied ich mich mit 26 Jahren für diese Ausbildung, was im Nachhinein der Schlüssel für viele Türen war.
In dieser Zeit durfte ich als Landestrainer die ersten Trainings mit unserem Tiroler Kochnachwuchs bestreiten und wurde im ersten Jahr auf Anhieb Staatsmeister mit unserem Team.
Dies war der Beginn einer für mich unglaublichen Geschichte – mittlerweile war ich bei über 40 Kochwettbewerben als Trainer am Start, darunter waren wir ganze vier Mal nicht am Podium. Staatsmeistertitel, Europameistertitel, Olympisches Doppelgold und 2018 der wohl größte und schönste Erfolg – der Gewinn der Weltmeisterschaft mit dem jungen Österreichischen Nationalteam in Luxemburg. Im Nachhinein ist hier ein Kinofilm entstanden, der österreichweit gezeigt wurde, sowie ein Kochbuch, das aktuell im Handel zu bekommen ist.
2016 wurde ich zum „Koch der Köche“ in Österreich gewählt für mein Engagement in der Jugendförderung und die Erfolge für den österreichischen Kochberuf.
Seit fünf Jahren bin ich Präsident des Tiroler Kochverbandes und Vizepräsident im Österreichischen Kochverband.
Mittlerweile bin ich seit über zehn Jahren in der Küchenmeisterausbildung als Prüfer, seit fünf Jahren Lehrgangsleiter in Tirol, wo wir nach vielen Jahren nun im Sommer 2020 die NQR6-Zertifizierung für den Küchenmeister erreichen konnten. Ich habe die komplette Verantwortung für die Ausbildung unserer Köche/innen am WIFI Tirol, wo wir mittlerweile nicht nur die modernsten Ausbildungsstandards in der Soft- und Hardware in ganz Österreich haben, sondern auch rund 1.000 Kursteilnehmer, die sich pro Jahr bei uns weiterbilden.
Seit 2015 Lehrgangsleiter am WIFI Innsbruck
Geboren?
1982 in Schwetzingen (Deutschland)
Wohnhaft in?
Navis (Österreich)
Dein Lebensmotto?
Alle sagten, das geht nicht! Dann kam einer, der wusste das nicht, und hat es einfach gemacht.
Dein Qualitätsanspruch an die Küchenmeisterausbildung ist?
Maximale internationale Standards. Es muss nicht jeder Küchenmeister sein, es muss ein Titel sein, den man mit Ehre und Stolz trägt – als Vorbild für Mitarbeiter und Lehrlinge. Man lernt nie aus und das ist das Spannendste in unserem Beruf. Dazu Praxisnähe und nicht nur Unterricht aus dem Lehrbuch. Eine Challenge, der man sich stellen muss, aber die danach umso mehr an Wert gewinnt.
NQR6-Zertifizierung. Was ist das?
In Europa werden durch den Europäischen Qualifikationsrahmen EQR die Ausbildungen (Universität und Handwerk) miteinander verglichen und gleichgesetzt. Der Küchenmeister ist nun dem Bachelor gleichgesetzt und voll anerkannt. [Der EQR hat die Funktion eines Metarahmens für Nationale Qualifikationsrahmen (NQR), Anmerkung der Redaktion.]
Welche Ansprüche stellst Du an die Teilnehmer am Küchenmeisterlehrgang?
In erster Linie ein hohes Eigenkönnen und den Willen, diesen Titel zu erreichen. Wissenshungrig zu sein und vor allem die Leidenschaft zum Kochen!
Wie sind die einzelnen Module im Inhalt ausgerichtet?
Ein Großteil ist nun digitalisiert, z.B. gibt es für die komplette Fach- und Warenkunde eine Onlineplattform mit über 1.200 Prüfungsfragen. Durch den NQR 6 haben wir uns an universitäre Standards angepasst – gerade der neue BWL/Wirtschaftsteil ist wirklich fordernd, aber auch praxisnah. Der Praxisanteil umfasst auch mehr als 100 Stunden Kochen, da sind wir natürlich top aktuell am Weg, wobei wir die Klassik nicht vergessen.
Wie sind die einzelnen Module zeitlich organisiert?
Der Theorieteil ist vor der Praxis zu machen. In der Regel benötigt man bei uns ein dreiviertel Jahr mit einem Tag in der Woche Ausbildung. Online und in Präsenz – somit neben dem Beruf machbar und sehr zeitgemäß. In den Saisonspitzenzeiten verzichten wir auf Unterricht und denken an die Betriebe. In Summe reden wir hier von rund 700 Stunden, wobei wir hier viele Stunden im Selbststudium haben, was es zeitgemäß macht und wiederum an universitäre Standards anpasst.
Welchen Zeitrahmen benötigt die KM-Ausbildung am WIFI im Idealfall vom Einstieg bis zur Abschlussprüfung?
Ein dreiviertel Jahr. Momentan Februar bis November oder September bis Mai.
EDV und Fernstudium: Welches Vorwissen müssen Teilnehmer mitbringen?
Je mehr Vorwissen, desto besser. EDV-technisch reichen ein Internetzugang und Basiswissen in Office-Programmen. Kochtechnisch muss man ein hohes Eigenkönnen mitbringen.
Fernstudium, Heimlernen und Lernen in Lerngruppen: Welche Ansprüche stellt die NQR-6-Zertifizierung an die Teilnehmer?
In erster Linie eine sehr zeitgemäße und an die Digitalisierung angepasste. Der Umfang ist sehr groß, allein der Theoriebereich besteht aus 13 einzelnen Noten und drei gebundenen Projektarbeiten. Dazu dreieinhalb volle Tage Praxisprüfung.
Praktischer Unterricht: Wie ist hier der Unterricht organisiert?
Mir ist es wichtig, hier in über 100 Kochstunden unseren Teilnehmern sehr viel an Wissen mitzugeben. Hierfür haben wir auch über 13 Toptrainer in Theorie und Praxis im Einsatz. Es gibt für jede Prüfung Generalproben, wir machen keine falschen Hoffnungen und keiner wird ins kalte Wasser geworfen. Mein Motto: GEMEINSAM zum Erfolg.
Praktische Prüfung: Wie sieht hier der Standardanspruch
in Bezug auf das Programm aus? Welche Aufgaben werden an die Teilnehmer gestellt?
Wir haben ein Warenkorbkochen aus einem unbekannten Warenkorb mit zwölf Produkten, vier Gänge, vier Stunden Zeit. Brotbacken verlangen wir an allen Prüfungstagen. Weiter geht es mit einem zeitgemäßen Buffet für acht Personen inklusive Petit Fours auf Konditormeister-Niveau. Hierfür geben wir elf Stunden Zeit. Der finale Abschlusstag beinhaltet ein sechsgängiges Meistermenü, zuzubereiten in sechs Stunden, bei dem wir am liebsten eine eigene Linie sehen.
Welchen Anspruch stellt die Kommission bei den Abschlussprüfungen an die angehenden Küchenmeister?
Einen sehr hohen. Die Kommission besteht selbst nur aus zertifizierten Prüfern, die einen Küchenmeister haben. Der Titel wird einem wahrlich nicht geschenkt, ist aber für jeden mit dem passenden Willen zu machen. Ein Titel, für den man wahrlich kämpfen muss, gewinnt nur so an Wert und sichert vor allem unsere sehr hohen Ausbildungsstandards, um Wissen fachlich richtig an unsere Mitarbeiter und Lehrlinge weiterzugeben, um Vorbild zu sein.
Erfolg ist Für Dich als Studienleiter?
Wenn man Teilnehmer über die Kursdauer enorm wachsen sieht, die Leidenschaft und das Glänzen in den Augen, wenn’s ums Kochen geht. Dann gebe ich ebenso alles für unsere Teilnehmer.
Was hat Dich besonders fasziniert, an den Teilnehmern am letzten Lehrgang?
Der unbedingte Wille, dies zu schaffen und der Lernerfolg über die Ausbildung hinweg. Es entsteht hier TEAMGEIST.
Was war Dein Schlüsselerlebnis hierbei?
Eine Küchenleiterin eines Seniorenwohnheims, Mutter von drei Kindern. Ihr Lebenstraum war der Küchenmeister. Diesen Willen, die Weiterentwicklung im Kurs und der hervorragende Abschluss haben mir imponiert und gezeigt, dass wir am richtigen Weg mit unserer Ausbildung sind.
Was fasziniert Dich an Deiner Aufgabe im WIFI in Innsbruck als Studienleiter?
Der Umgang mit den Menschen und unserer Branche. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht dazulerne. Durch den großen Durchlauf an Kursen lernen wir ebenso hunderte Betriebe und Küchenteams kennen.
Was fällt Dir beim Begriff Südtirol ein?
Qualität, Qualität und nochmals Qualität. Ihr habt die wahre Liebe zum Produkt, von der ich mir mehr in Nordtirol wünschen würde. Kulinarik ist Kunst, Handwerk und macht glücklich, nicht nur satt.
Deine Empfehlung für junge Köche im Allgemeinen?
Der Kochberuf zählt zu den schönsten der Welt, selbst Weltmeister kann man darin werden. Dazu darf man mit tollen Produkten arbeiten und unheimlich kreativ sein. Man lernt hier nie aus, auch wenn man einen Meisterbrief in der Tasche hat. Man kann zum Vorbild werden, von seinen Gästen jeden Tag geschätzt werden – das gelingt dir hinterm Schreibtisch in der Regel nicht so schnell.
Die Redaktion rs