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Leserbrief / 1971 - Die SKV-Gründung

Von Gründungsmitglied Hans Johann Palfrader

Die Zeit vor 1971. Köche sind eine Spezies, die im Gegensatz zu anderen Berufsgruppen, den Samstag, den Sonntag und auch den Feierabend im üblichen Sinne nicht kennen. Eine Mitgliedschaft bei Feuerwehr, Musikkapelle, Schiklub usw. ist ihnen somit oft verwehrt geblieben. Man traf sich am späten Abend gerne beim Fachsimpeln mit Gleichgesinnten. Hatte ein Koch/Küchenchef keinen Dienst, so war er für sich, alle anderen hatten und haben ja an anderen Tagen Ruhetag.
Das tiefe Bedürfnis, sich irgendwie zu vereinen, zu vereinigen, gab es schön längere Zeit.
Also wurde ein Stammtisch in einem ersten Schritt als Lösung ins Auge gefasst. Dieser wurde dann Ende der 60er-Jahre in Untermais im Restaurant Sportplatz bei Freund Adolf Egger ins Leben gerufen. In weiterer Folge kam die Idee auf, eine Vereinigung der Köche zu gründen. Und hier ergriff dann Andreas Hellrigl die Initiative. Er, immer ein Vorreiter, ein Vordenker, ja ein Pionier, nahm das Ganze tatkräftig in die Hand. Er informierte sich bei Behörden und dem Notar. Hierbei erfuhr Andreas Hellrigl, dass es zu Zeiten der „Belle Epoque“ (Jahrhundert-Wende um 1900) in Meran schon einen „Club der Köche“ gegeben hatte. Ob dieser nun in Südtirol oder nur in der Meraner Gegend aktiv war, weiß man nicht. War doch Südtirol zu dieser Zeit noch Teil von Österreich.
Wir führten einige sehr positive Vorbesprechung. Anschließend trommelte Andreas Hellrigl ein Dutzend Köche zusammen, vereinbarte einen Termin mit Notar Dr. Cesare Lubich und der Südtiroler Köcheverband wurde im Sterne-Restaurant Andrea bei Andres Hellrigl am 2. März 1971 gegründet. Bei der anschließenden Feier servierte Andreas sein „Kalbssteak en papilotte“, fachgerecht geschnitten vom Kalbsrückenstück. Andreas Hellrigl hatte sofort mit Dr. Leo Lambacher auch einen Sekretär bei der Hand. Dieser machte die Arbeit, zumindest teilweise, ehrenamtlich. Und nun kam richtig Schwung in den neuen Berufsverband. Der erste Köche-Ball musste her. Und dieser spiegelte die Aufbruch-Stimmung aller Beteiligten wider und potenzierte zeitgleich die Entwicklung des Kochberufs. Der Ball wurde rundum ein großer Erfolg und es gab sogar Stimmen in Meran, die vom schönsten Nachkriegsball sprachen. Die nächste Idee war es, eine eigene Verbandszeitung auf die Beine zu stellen. Sie sollte dem Verband als Sprachrohr dienen und mehr Gewicht verleihen, zeitgleich die Mitglieder vernetzen und die Südtiroler Köchinnen und Köche nach außen repräsentieren. Dieser Berufsverband besteht nun seit 50 Jahren. Er hat Tiefen und Höhen erlebt. Und ist dank vieler Bemühungen, hoher individueller und gemeinsamer Leistungen im Ehrenamt zu dem geworden, was der Südtiroler Köcheverband SKV heute ist. Vielen Dank an die Hauptakteure von gestern, heute und morgen, die diese so wertvolle Vereinigung für den Kochberuf in Südtirol, diesen Zusammenschluss aller Südtiroler Köchinnen und Köche mit viel Engagement weiterentwickeln! Tausend Dank.
In großer Wertschätzung
Hans Johann Palfrader
SKV-Gründungsmitglied

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Gründungsversammlung des Südtiroler Köcheverbandes

Köche unter einem Hut vereint

Südtirols Köche haben einen eigenen Verband. Die notarielle Gründung fand zu Monatsbeginn im Restaurant „Andrea“ in Meran statt.
Die Gründungsmitglieder des Südtiroler Köcheverbandes, die die Gründungsstatuten unterzeichnet haben. Original in Reihenfolge gelistet: Johann Palfrader, Andreas Hellrigl, Anselmo Chizzali, Ernst Staffler, Josef Tschager, Johann Rederlechner, Helmuth Gamper, Peter Tappeiner, Herbert Bachmann, Alois Blasbichler, Karl Gufler, Walter Fischnaller, Hermann Bachmann, Josef Ebner, Eugen Rizzi, Robert Reichegger, Helmuth Graiss
Darüber wird Folgendes berichtet:
Ein solcher Verband stellt für Südtirol an sich kein Novum dar. Einige ältere Köche werden sich noch an den früheren Köcheverband erinnern, welcher sich aber Ende der 30er-Jahre aufgelöst hat. Das Fehlen eines eigenen Zusammenschlusses der Köche in einem Verband wurde in letzter Zeit immer deutlicher sichtbar und besonders die jungen Köche waren es, die einen Zusammenschluss wünschten und dazu drängten. Und so konnte Andreas Hellrigl, der die Idee einer Verbandsgründung begeistert aufgegriffen und in die Hand genommen hat, nach einigen vorbereitenden Besprechungen für den 2. März zur Gründungsversammlung laden. Eine stattliche Gruppe von Köchen ist der Einladung gefolgt und hat die Gründung in Anwesenheit des Notars Dr. Lubich komplett gemacht. Der junge Verband hat sich viele und hohe Aufgaben gesetzt. Vor allem hat sich der Verband vorgenommen, die fachlichen Interessen der Köche zu wahren, den Kochberuf sowie die Kochkunst zu fördern. Auch wollten sich die Berufskollegen in jeder Art und Weise gegenseitig unterstützen und helfen. Zur Erreichung dieser Ziele wird der Verband mit staatlichen Stellen Verbindung aufnehmen und die Interessen der Berufsgruppe überall vertreten. Vor allem aber hat sich der Verband die fachliche Fortbildung und Vervollkommnung seiner Mitglieder zur Aufgabe gestellt. Dies sollte durch fachliche Vorträge, praktische Kochvorführungen und Wettbewerbe und durch die Abhaltung von Fortbildungskursen erreicht werden. Es werden Kochkunstausstellungen und Preisausschreiben usw. veranstaltet werden. Nachdem der Verband keine eigene Fachzeitschrift halten kann, möchte der Verband hier mit Verbänden im Ausland kooperieren. Um die fachlichen, die kulturelle und inhaltliche Vielfalt des Kochens aufzugreifen und zu thematisieren. Besonders Augenmerk soll auch auf die gesellschaftlichen Teil Wert gelegt werden. Hier soll der Kontakt unter den Köchen gefördert werden und die Köche sollten sich öfters treffen. Die Ziele sind also mannigfaltig und hochgesteckt.
Und es ist sicher für jeden Koch nur vom größten Interesse und Vorteil, wenn er diesem Verband angehört. Man möchte fast sagen, es ist heute eine Notwendigkeit, dass man irgendwo vertreten wird und sich auch vertreten lässt.
Man hatte bei der Gründungsversammlung den Eindruck, dass es der junge Verband ernst meint, und dass er sein sich selbst gestellten Ziel auch weitergehend verwirklichen wird. Freilich wird es immer darauf ankommen, dass ihm die Mitarbeit, die aktive Beteiligung seiner Mitglieder nicht versagt bleiben. Es ist wirklich nur zu wünschen, dass dieser Verband, der die hohe Kochkunst auf seine Federn geschrieben hat, eine Kunst, welche vor allem für unser Fremdenverkehrsland Südtirol von so eminenter Wichtigkeit ist, wachsen und entwickeln wird. Und dass ihm auch von der öffentlichen Hand, die Unterstützung nicht versagt bleibe.
Quelle: Dolomiten, vom 26. März 1971