Thema
Corona

Eine neue Zeit beginnt

Liebe Südtiroler Köchinnen und Köche, liebe Mitglieder,
Corona stellt die Welt, Europa, Südtirol, und auch den SKV vor riesige finanzielle Herausforderungen. Der SKV-Haushalt war bereits in den vergangenen Jahren sehr genau durchdacht und geplant. Für 2021 müssen wir sehr dankbar sein, dass keine Berufsweltmeisterschaften stattfinden. Wir könnten uns diese schlichtweg zum gegebenen Zeitpunkt nicht leisten. Wenn auch von außen vieles sehr einfach aussieht, so muss auch im SKV – wie in einem Betrieb – alles finanziert werden. Hierbei ist anzuführen, dass jede menschliche Leistung der gewählten Vertreter*innen des SKV, ehrenamtlich geleistet wird.
Und selbstverständlich schaut auch der SKV-Haushalt von außen sehr einfach aus. Aber jeder Raum, das bescheidene Büro, jede Ehrung, jede Urkunde, jede Homepage, jede Mitgliederverwaltung, jede Zeitungsseite, die Postspesen müssen finanziert werden. Bezogen auf den Mitgliedsbeitrag versuchen wir immer eine sehr moderate Linie zu finden. Und wir werden den Mitgliedsbeitrag auch nicht erhöhen. 55 bzw. 62 Euro Jahresbeitrag sind in den Augen des Einzelnen nicht wenig. Bezogen auf den Monat entspricht das 4,50 bzw. 5,11 Euro. Bezogen auf den Tag sind das 15 bzw. 17 Cent. Vernetzt mit der Unterstützung der Partner aus der Wirtschaft, mit den Werbeinserenten in der Zeitung Südtiroler Köche und mit dem Werbebeitrag für die Südtirol Marke konnten wir bis zum Ausbruch der Coronapandemie vieles gut und sicher finanzieren.
Corona hat auch auf unseren Verband ungemein große Auswirkungen. In der Wirtschaft und im Tourismus läuft praktisch nichts mehr. Vielen Mitgliedern geht es wirtschaftlich sehr schlecht, die Nachfrage nach Werbung in der Zeitung ist enorm gesunken, die Partner selbst machen geringste Umsätze und so hat das auch auf die Wirtschaftszahlen des Verbandes enorme Auswirkungen.
Das 50. Jahr des Bestehens des SKV wird zu einer enormen wirtschaftlichen Herausforderung. Um zu überleben, legen wir die gesamten Kosten und Leistungen des Verbandes auf den Tisch und werden vieles auch streichen müssen. Nur auf dieser Grundlage werden wir den Berufsverband der Südtiroler Köchinnen und Köche auch in die nächsten 50 Jahre führen können. Und dabei gilt weiterhin den Grundsatz, dass der SKV keine Schulden macht. In diesem Sinne bitten wir die Mitglieder um ihr Vertrauen und zeitgleich bedanken wir uns bei allen für den Mitgliedsbeitrag.
Die Mitglieder des SKV-Finanzausschusses
KM Reinhard Steger
KM Karl Volgger
Gottfried Maschler

Pflanzenlust

Kochen mit Bäumen, Sträuchern und wilden Wiesenpflanzen

Flechtenbrot
Flechten – die Korallen der Wälder
Sie führen ein Leben voller Geheimnisse, liefern weder Fisch noch Fleisch, sind weder Tier noch Pflanze: Flechten. Die Lebensgemeinschaften aus Pilzen und Algen treten als Krusten, blatt- oder strauchartige Gebilde auf. Sie sind auch mit dem Menschen eng verbunden – als Nahrung.
Viel Potential für die Zukunft
Flechten liefern unzähligen Lebewesen Nahrung, für Bärtierchen wie Rentiere, selbst Schweine wurden früher damit gefüttert. Die Forschung bemüht sich, hinter die Geheimnisse der Flechten zu kommen und herauszufinden, wie die besonderen Inhaltsstoffe gebildet werden. Flechten könnten für die Ernährung interessant werden, als „Future Food“ erzeugt durch „Urban Production“.
Mehr drin als gedacht
Es heißt, Flechten seien nährstoffarm und unverdaulich. Analysen zeigen aber, dass Flechten reichlich Nährstoffe enthalten. Ihr Kohlenhydratgehalt ist oft wesentlich höher als der von Kartoffeln. Aus Flechten lässt sich Alkohol gewinnen, einst in Russland und Skandinavien üblich, etwa der in Island als Wikingertrunk gerühmte Fjällagrasa-Schnapps aus Isländisch Moos.
Moosbrot
Wegen des bitteren Geschmacks unbeliebt, waren Flechten aus der Not heraus aber einst wichtig fürs tägliche Brot. Rentierflechten und Isländisch Moos, auch als Hungermoos bezeichnet, kamen dafür infrage. Durch Spülen, Einweichen in Wasser mit Natron, Einlegen in Milch entbittert, mengte man sie zum Brotteig, backte daraus Kekse oder kochte Mus, Grütze und Suppe. Gebäck wurde durch die Zugabe bestens lagerfähig, die noch immer enthaltenen Flechtenstoffe sorgten dafür, dass es nicht verschimmelte.
Frittierter Baumbart
Experimentierfreudige wie traditionsbewusste Köche setzen Flechten bewusst bei ihren Gerichten ein, um mit neuen Aromen zu begeistern, auf althergebrachte Nahrungsmittel hinzuweisen und lokale Spezialitäten zu fördern. Da werden Flechten pulverisiert, frittiert, karamellisiert, in Saucen gegeben, in Butter gerührt, mit Schokolade gemischt, als knusprige Panade genutzt, zum Dippen gereicht, zu Hippen verarbeitet oder als Pudding serviert.
Essen von morgen?
Werden Flechten wie Algen oder Insekten Basis der Ernährung? Heute nur schwer vorstellbar. Die Designerin Julia Schwarz erregt mit ihrem Projekt „Unseen Edible“ weltweit Aufsehen, indem sie Flechten als Superfood und Nahrungsmittel der Zukunft propagiert. Immerhin können Flechten laut Ergebnissen aus der Weltraumforschung sogar auf dem Mars gedeihen und damit künftigen Generationen hoffentlich nicht nur als Notnahrung dienen.
Verfasst von
Karin Greiner
Diplom-Biologin
www.pflanzenlust.de