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Im SKV-Portrait mit KM Claudia Hofmann

Mein Plan war ein anderer

KM Claudia Hofmann
Aufgewachsen im schönen Gsiesertal inmitten der Natur entschloss ich mich mit neun Jahren auf die Alm zu gehen, um dort die Kühe zu hüten. Daraufhin verbrachte ich die kommenden vier Sommer immer auf der Alm und für mich war klar, dass ich Bäuerin oder Tierärztin werden wollte. Der Grundstein für mein späteres Leben wurde durch die Almsommer gelegt. Dort lernte ich die Nähe zur Natur, die Einfachheit, den Respekt, die Verantwortung und auch die gute, traditionelle, einfache und schmackhafte Küche kennen. Ich entwickelte die Freude an den hausgemachten Sachen, wie dem Herstellen von Käse, Butter…
Aber mein Plan war zunächst ein anderer. Nach dem Abschluss der Handelsoberschule bekam ich die Zusage der Ludwig-Maximilian-Universität in München für einen Studienplatz in Veterinärmedizin. Doch leider – oder zum Glück – kam die Liebe zum Kochen dazwischen. Mit 20 fing ich die duale Ausbildung an der LBS Savoy in Meran an. Als ich 22 war, kam mein Sohn zur Welt und mit der großartigen Unterstützung der LBS Savoy konnte ich die Lehre erfolgreich abschließen.
2010 zog ich mit meinem Sohn nach Brixen und wollte mich fachlich weiterentwickeln und bekam die Möglichkeit, den Meisterkurs zu besuchen. In den letzten Vorbereitungsmonaten der großen Abschlussprüfung kam es zu einem sehr schweren Autounfall und mir fehlten über zwei Monate der Fachtheorie und Fachpraxis. Doch mit der großartigen Hilfe meiner Klassenkollegen und auch der Schule Emma Hellenstainer gelang es mir, den Küchenmeister mit sehr gutem Erfolg abzuschließen. Im selben Jahr hatte ich die Gelegenheit, an der Schule zusammen mit Martin Lercher zu unterrichten. Für mich war klar, dass ich diese Chance nutzen werde, da für mich Martin „le grand signor de la cuisine“ ist.
Die darauffolgenden zwei Jahre waren sehr lehrreich hinsichtlich Klassenführung, Umgang mit jungen Erwachsenen, dem Motivieren und Begeistern für diesen Beruf, aber auch dem Knüpfen von wichtigen Kontakten im Gastronomiebereich. Im Sommer 2014 durfte ich bei Küchenchef, Sternekoch und KM Egon Heiss im Bad Schörgau arbeiten. Die Erfahrung in der Sternegastronomie war für mich sehr wichtig und eindrucksvoll. Nach den zwei Jahren des Unterrichtens zog es mich wieder zurück in die Privatwirtschaft.Immer darauf bedacht, mich weiterzuentwickeln und besser zu werden, habe ich neben der Arbeit ein zweijähriges Studium in der Schweiz zur Ernährungsdiagnostikerin absolviert. Für die fachliche Anerkennung und Ausübung dieser Fachrichtung bräuchte ich in Italien jedoch den Doktortitel. Aber ich sehe es als durchaus möglich, dass ich in ein paar Jahren wieder die Schulbank drücke und mir diesen Titel hole. Denn es wäre mein langersehnter Traum, das Kochen mit dem Studium zu verbinden.
Claudia Hofmann

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Interview mit Claudia Hofmann

Geboren in
Innichen
Mein Lebensmotto
„Wenn dir das Leben Steine in den Weg legt: draufstellen, Balance halten, Aussicht genießen, lächeln und weitergehen…“
Tätigkeit
Küchenchefin - Küchenteam mit fünf Personen
Alpine Lifestyle Hotel Ambet, Meransen
Glück ist
bei dem, was ich tue, die totale Erfüllung zu spüren, dann wird aus dem Beruf eine Berufung.
die Zeit mit Tieren verbringen.
nach einem harten Tag genussvoll in ein „Snickers“ oder „Raffaello“ zu beißen.
wenn ich in der Früh aufstehe und eine Runde laufen gehe, die absolute Stille in der Natur zu genießen.
Erfolg ist für mich
am Ende eines produktiven Tages sagen zu können: „Heut war ein guter Tag.“
die Balance zwischen Arbeit und Freizeit zu finden. Ich bin überzeugt, je verantwortungsvoller man in einer Position steht, umso mehr Zeit muss man für seinen persönlichen Ausgleich finden. Hier gehört bei mir sicher der Sport dazu: das Laufen, Radfahren, aber auch Yoga, Bücher zu lesen und mich ständig weiterzuentwickeln.
Was mich schon immer fasziniert hat
Die Vielfalt der Küche: kein Tag ist wie der andere und die unendlichen Möglichkeiten immer wieder neue Produkte, Kochtechniken, Küchen, Chefs usw. kennenzulernen.
Was fällt mir beim Begriff Südtirol ein
Die Vielfalt der Natur, und dass wir diese noch viel mehr in unsere Küchen einbeziehen sollten.
Mein Schlüsselerlebnis, das mich dazu veranlasst hat, Köchin zu werden
Es gab eigentlich kein besonderes Erlebnis, vielmehr war es die Motivation und Begeisterung, die Produkte selber herzustellen, die Neugierde, Neues kennenzulernen und sich ständig zu verbessern.
Was ich über meinen Werdegang sagen kann
Als Mama mit Kind und Kegel ist es sicherlich oftmals schwierig, an der vordersten Front der Küche zu stehen. Es braucht sehr viel Disziplin und gutes Zeitmanagement für das Planen des Alltages. Auch konnte ich nicht in die große weite Welt hinausziehen um mir einen Eindruck von den verschiedenen Küchen und Chefs zu verschaffen. Aber wer ein Ziel hat, den hält nichts zurück, und somit bildete ich mich mit vielen Fachbüchern (mittlerweile habe ich eine gute Bibliothek), Kursen, aber auch durch den Austausch mit Kollegen weiter. Die digitalen Medien machen es heute um einiges leichter, sich ständig weiterzuentwickeln.
Als Küchenchefin ist es für mich wichtig, ein begeistertes Team zu bilden. Nur durch motivierte und begeisterte Mitarbeiter gelingt es mir, dem Gast jeden Tag ein Lächeln auf den Mund zu zaubern. Dabei sind neben der Fachkompetenz die Teamfähigkeit, das korrekte Führen aber auch das Zuhören, Unterstützen und Weiterentwickeln des Teams sehr wichtig.
Als oberste Verantwortliche der Küchenbrigade lebe ich meinem Team jeden Tag meine Begeisterung vor und nur wer selber für die Sache brennt, kann authentisch und überzeugend diesen Job machen und sein Team mitziehen. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass sich mehr junge Köchinnen trauen, diesen Weg zu gehen. Auch mit Kind und Haushalt, Schule, Arbeit und Weiterbildung ist es möglich, alles unter einem Hut zu bringen, wenn man ein klares Ziel vor Augen hat. Und glücklicherweise haben wir hier in Südtirol immer mehr Betriebe, die auf die persönlichen Hintergründe der Frauen eingehen und eine Fünf- oder Fünfeinhalb-Tage-Woche bzw. flexiblere Arbeitszeiten anbieten.
SKV-Redaktion