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Daniel Humm

Vom veganen Visionär zurück zum Fleischgenuss

Der bemerkenswerte Kurswechsel im Eleven Madison Park
Daniel Humm – FOTO: Evan Sung Eleven Madison Park
Vier Jahre lang galt Daniel Humms New Yorker Restaurant Eleven Madison Park als eines der prominentesten Aushängeschilder der gehobenen veganen Gastronomie. 2021 stellte der Schweizer Drei-Sterne-Koch sein Menü radikal auf rein pflanzliche Zutaten um – ein mutiger Schritt, der international für Aufsehen sorgte und dem Haus trotz der Umstellung seine drei Michelin-Sterne sicherte.
Gurke mit Melone und geräuchertem Daikon – FOTO: Evan Sung Eleven Madison Park
Nun folgt die Kehrtwende: Ab dem 14. Oktober 2025 werden Fleisch- und Fischgerichte wieder Teil des Tasting-Menüs sein. Der Star unter den Rückkehrern: Humms legendäre Honig-Lavendel-Ente.
Gründe für den Richtungswechsel
Humm betont, dass es nicht um einen Rückzug aus der pflanzlichen Küche gehe. Vielmehr habe sich gezeigt, dass ein strikt veganes Menü nicht jeden Gast anspricht. Firmen- und Privatveranstaltungen seien rückläufig, der Weinverkauf stagnierte. In einer Branche, in der wirtschaftliche Stabilität oft an die Auslastung und den Getränkeumsatz gebunden ist, wurden diese Faktoren zunehmend kritisch.
„Wir wollen einladender und inklusiver sein – für alle Gäste“, erklärt Humm. Das neue Konzept: Das Menü bleibt überwiegend pflanzenbasiert, aber auf Wunsch können einzelne Gänge durch hochwertige tierische Produkte ergänzt werden. Wer weiterhin komplett vegan essen möchte, bekommt diese Option unverändert angeboten.
Was bleibt gleich und was ändert sich?
Die Menüstruktur mit 7–9 Gängen behält ihren Preis von rund 365 US-Dollar bei. Inklusive Weinbegleitung, Steuern und Trinkgeld kann der Abend aber weiterhin schnell über 600 US-Dollar kosten. Neu ist die Möglichkeit, Klassiker aus der Zeit vor 2021 zu genießen – darunter Fisch, Meeresfrüchte und ausgewählte Fleischspezialitäten.
Ein Signal an die Branche
Mit seiner veganen Ausrichtung hat Humm weltweit Diskussionen über Nachhaltigkeit, Genuss und Luxus in der Spitzengastronomie angestoßen. Der nun eingeschlagene Mittelweg könnte für viele Betriebe ein realistisches Modell sein: klimabewusst kochen, ohne Gästegruppen komplett auszuschließen.
Für Humm ist der Schritt kein Widerspruch: „Es geht um Gastfreundschaft. Wir wollen für alle da sein – ohne unsere Werte aufzugeben.“
red / pj

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Rückkehr zu den Wurzeln

KM Matthäus Falk leitet die Küche im Hotel Monika

Der Küchenmeister bringt sich mit einer klaren Vision, einer besonderen Leidenschaft für Nachwuchsförderung in eine neue, spannende Aufgabe ein.
KM Matthäus Falk, neue kulinarische Ära im Fünf-Sterne-Hotel Monika – FOTO: Hotel Bayerischer Hof, München
Matthäus Falk, ein Küchenmeister aus Nals, ist nach Jahren in der internationalen Spitzengastronomie nach Südtirol zurückgekehrt. Große Stationen wie das Zwei-Sterne-Restaurant „Atelier“ im Bayerischen Hof, die Residenz Heinz Winkler und das Kultrestaurant „Tantris“ in München haben seinen Stil geprägt. Dort arbeitete er mit Hans Haas, Sigi Schelling und dem aktuellen Küchenchef Benjamin Chumurra zusammen. Und mit Oktober übernimmt KM Matthäus Falk nun die gesamte Gastronomie und Küche im neuen ­Fünf-Sterne-Hotel Monika GREAT PLACE TO BE DOLOMITES in Sexten.
Fünf-Sterne-Hotel Monika GREAT PLACE TO BE DOLOMITES – FOTO: Hotel Monika
Im Gespräch mit dem Südtiroler Köcheverband – SKV erzählt er, warum er den Schritt zurück in die Heimat gewagt hat, welche Vision er für das Monika verfolgt – und warum ihm gerade die Förderung junger Talente besonders am Herzen liegt.
Herr Falk, nach vielen Jahren in internationalen Spitzenhäusern, sind Sie inzwischen nach Südtirol zurückgekehrt – was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Zunächst einmal ist Südtirol meine Heimat, mit der ich im Herzen eng verbunden bin. Nach 13 Jahren im Ausland möchte ich zurückkehren, um mich neuen Aufgaben zu widmen und den nächsten Schritt in meiner Karriere zu machen. Ich sehe sehr viel Potenzial in der Südtiroler Gastronomie und Hotellerie und möchte mich dort einbringen und mitwachsen. Auch privat kann ich mir kaum einen schöneren Ort als Südtirol vorstellen. Von Bergen umgeben und von einer besonderen, landschaftlichen Vielfalt geprägt.
Was bedeutet es für Sie persönlich, wieder in der Heimat zu arbeiten?
Das bedeutet mir viel. Mit 18 ging ich ins Ausland, geplant waren ein bis zwei Jahre. Mein Kochstil und ich haben sich seither weiterentwickelt. Auch in Südtirol hat sich viel verändert. Die Südtiroler Küche ist für mich Heimat, mit der ich aufwuchs und positive Erinnerungen verbinde. Ich schätze die hochwertigen Produkte und den Fleiß vieler Südtiroler Produzenten und der Köchinnen und Köche. Damit kann ich mich identifizieren. Jetzt möchte ich meine Erfahrungen, mein Wissen und meine Kompetenzen hier einbringen, um neue Projekte voranzutreiben.
Welche Vision verfolgen Sie als Küchenchef im neuen Hotel Monika Dolomites?
Ich möchte das neue Hotel Monika gemeinsam mit Unternehmer Alex Egarter und seinem Team durch eine aufregende Eröffnungsphase und Wintersaison führen – schließlich steht die Olympiade vor der Tür. Und dann sieht man, was die Zeit bringt.
Mein kulinarisches Ziel ist es, mit meinem Team eine hervorragende Küche zu bieten, die den Gästen Wohlbefinden schenkt. Ich möchte die besten regionalen Produkte von Produzenten aus der Umgebung möglichst ressourcenschonend und nachhaltig zubereiten und dabei unsere Monika-Gäste begeistern.
Warum haben Sie sich entschieden, den Titel Küchenmeister zu erwerben – und was bedeutet er für Sie heute?
Der Küchenmeistertitel ist die höchste schulische Ausbildung im Kochberuf. Ich hatte einfach große Lust, mich neben meinem ganzen Wissen rund um Spitzenküche und Spitzengastronomie weiterzuentwickeln und Neues in Bezug auf Allgemeinbildung, Management, Menschenführung, Wirtschaftlichkeit usw. zu lernen. Für mich ist Bildung das höchste Gut für junge Menschen. Und mein Wissensdurst in Bezug auf das Kochen, die Küche, die Küchenkultur und die Verarbeitung von Lebensmitteln ist enorm. Heute ermöglicht mir die Küchenmeisterausbildung, Situationen aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten, zu reflektieren und daraus neue Handlungsmöglichkeiten abzuleiten, die ich als Führungskraft umsetzen kann.
Wie würden Sie Ihren Küchenstil in wenigen Worten beschreiben?
Hochwertiges Handwerk mit ehrlichen Produkten, naturverbunden, aber nicht belehrend.
Welche Erfahrungen aus Ihrer Zeit in Deutschland beeinflussen Ihre Arbeit jetzt in Sexten am meisten?
Aus meinen vielfältigen Erfahrungen schöpfe ich viel, doch vor allem habe ich menschlich eine gewisse Reife erreicht. Diese ist entscheidend, um so ein anspruchsvolles Projekt zu bewältigen. Ich wünsche jedem jungen Koch bzw. jeder jungen Köchin, die Geduld und das Durchhaltevermögen, viele Erfahrungen zu sammeln – auch in schwierigen Zeiten.
Welche Rolle spielen regionale Produkte in Ihrer Küche?
Regionalität ist für mich essenziell. Südtirols Klima und Geografie ermöglichen eine beeindruckende Vielfalt im Lebensmittelanbau. Dennoch können die vielen Gäste Südtirols nicht allein durch unsere kleinstrukturierte Landwirtschaft versorgt werden. Es gibt Raum für Entwicklung, und ich kann mein Wissen im Zusammenspiel von Landwirtschaft und Tourismus einbringen. In der Europaregion Tirol, Norditalien und Österreich gibt es weitere hochwertige Produkte, doch Südtirols Erzeugnisse und Produzenten liegen mir besonders am Herzen.
Was möchten Sie kulinarisch in den nächsten Jahren erreichen?
Ich möchte mich in meiner Rolle als Küchenchef festigen und meine eigene kulinarische Handschrift schärfen. Heimlich träume ich vielleicht schon von Auszeichnungen durch diverse Gastronomieführer, aber dafür müssen auch langfristig die Voraussetzungen geschaffen werden.
Welche Bedeutung hat die Ausbildung und Förderung junger Köchinnen und Köche für Sie – und wie möchten Sie Nachwuchstalente begeistern?
Mir ist die Ausbildung von Lehrlingen sehr wichtig! Es ist nicht zielführend, über den fehlenden Nachwuchs zu klagen, wenn man nicht selbst exzellent ausbildet und Lehrlinge nur als billige Arbeitskräfte betrachtet. Die größte Anerkennung für einen Küchenchef ist es, wenn seine Schüler erfolgreich sind und ihren Beruf mit Freude ausüben. Ich möchte Lehrlinge mit meiner Persönlichkeit, meinem Fachwissen, meiner guten Organisation und meiner Begeisterung für diesen Beruf stärken. Zudem plane ich, mich aktiv als Referent in der Erwachsenenbildung und der Küchenmeisterausbildung einzubringen, wann immer sich die Gelegenheit bietet.
Und zum Schluss: Gibt es ein Gericht, das Sie privat immer wieder gerne kochen?
Ganz einfach: Kartoffelgnocchi mit Tomatensauce. Dieses Gericht erinnert mich daran, wie ich als Kind mit meinem Papa gekocht habe. Das war immer ein besonderes Erlebnis für mich persönlich. Auch in Bezug auf die Verarbeitung der Lebensmittel, die Herstellung und die Geschmacksabstimmung bis hin zum gemeinsamen Verkosten.

red / pj