Thema
Südtirols Mensen

Regional, nachhaltig und evaluiert

Wie nachhaltige Praktiken und Qualität die Gemeinschaft stärken und die Lebensqualität verbessern.
Foto: Pixabay
Die Gemeinschaftsverpflegung in Südtirol umfasst eine Vielzahl an Einrichtungen – von Schulkantinen über Seniorenheime bis hin zu Betriebsküchen und Caterern. Sie stellt täglich tausende Mahlzeiten bereit und übernimmt damit eine zentrale Rolle in der Versorgung der Bevölkerung. Besonders in Schulen und Kindergärten ist die Bedeutung groß: Allein hier werden jährlich über 2,4 Millionen Mittagessen ausgegeben.
Was ist Gemeinschaftsverpflegung?
Der Begriff bezeichnet jede Form der organisierten Essensausgabe an Gruppen – etwa in Mensen, Krankenhäusern, Seniorenheimen oder an mobilen Ständen. Auch Frühstücksangebote auf Urlaub auf dem Bauernhof oder Buschenschenke fallen unter diesen Begriff, sofern regelmäßig Gäste verköstigt werden.
Gesetzliche Neuerungen: Herkunft muss sichtbar sein
Seit Mai 2023 gilt in Südtirol ein neues Landesgesetz, das die Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung vorschreibt. Betriebe müssen klar ausweisen, woher Fleisch, Milchprodukte und Eier stammen – sei es über Speisekarten, Aushänge oder digitale Systeme. Damit will das Land mehr Transparenz schaffen und den Konsum regionaler Produkte fördern.
Nachhaltigkeit im Fokus
Ein weiteres zentrales Thema ist die Nachhaltigkeit. In den letzten Jahren wurden mehrere Initiativen gestartet, um die Beschaffung ökologischer, regionaler und fair gehandelter Lebensmittel zu stärken. Eine von der Eurac Research koordinierte Arbeitsgruppe entwickelte Best-Practice-Leitfäden und organisierte Fachtagungen zur „grünen Verpflegung“. Ziel ist es, Ernährung mit Umwelt- und Sozialverträglichkeit in Einklang zu bringen.
Lebensmittelverschwendung: Ein ungelöstes Problem
Trotz aller Fortschritte bleibt die Lebensmittelverschwendung eine Herausforderung. Durchschnittlich landen in Südtirol jährlich 27,5 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf im Restmüll – ein großer Teil davon stammt aus Kantinen und Mensen. Studien zeigen: In Einrichtungen mit festen Portionen fällt mehr Abfall an als dort, wo Gäste die Menge selbst wählen können. Besonders in Schulmensen auf dem Land funktioniert die Anpassung besser als in städtischen Strukturen.
Herausforderungen und Ausblick
Trotz dieser positiven Entwicklungen bleibt die Umsetzung komplex. Bio und regional – das ist das erklärte Ziel, aber auch die größte Herausforderung. Die Logistik, Ausschreibungskriterien und saisonale Verfügbarkeit stellen hohe Anforderungen an Küchen und Lieferketten. Einige Bezirksgemeinschaften wie Meran zeigen, dass es geht: Hier stammen bereits rund 50 Prozent der ausgegebenen Mahlzeiten aus biologischer Landwirtschaft – ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft.
Die Gemeinschaftsverpflegung in Südtirol steht also im Wandel: Politische Weichenstellungen, ein wachsendes Bewusstsein in der Bevölkerung und engagierte Betriebe tragen zur Etablierung neuer Standards bei. Die Evaluation dieser Entwicklungen wird zeigen, wie gut sich Nachhaltigkeit, Qualität und Versorgungssicherheit im Alltag miteinander vereinbaren lassen.
red / pj

Thema
Exklusives Interview mit Norbert Brunner

Kochen für die Gesundheit im Krankenhaus Brixen

Ein Blick hinter die Kulissen. Norbert Brunner, Küchenkoordinator im Krankenhaus Brixen, bringt seine Erfahrung aus der Hotellerie und als diplomierter Diätkoch ein, um Patienten täglich mit gesunden, nachhaltigen Speisen zu versorgen.
Norbert Brunner, Küchenkoordinator im Krankenhaus Brixen – FOTO: Norbert Brunner
Herr Brunner, wie sind Sie zur Krankenhausküche in Brixen gekommen?
Ich absolvierte meine Kochausbildung in Schrambach und arbeitete in verschiedenen Hotels, darunter im Alpenroyal in Wolkenstein. Während meines Militärdienstes übernahm ich früh die Küchenleitung, was mir wertvolle Erfahrungen in Organisation und Führung brachte. 1992 wechselte ich zum Sanitätsbetrieb Bozen und erwarb die Zusatzqualifikation als diplomierter Diätkoch. Im Krankenhaus Brixen bin ich nun seit 1998 tätig und leite die Küche und die Mensa.
Wie ist Ihre Küche organisiert?
Unsere klar strukturierte Küche gewährleistet einen reibungslosen Ablauf. Mit einem eingespielten Team und effizienten Prozessen sorgen wir dafür, dass alle Gerichte pünktlich und in der gewünschten Qualität zubereitet werden.
Wie groß ist Ihr Team und für wen kochen Sie?
Unter meiner Leitung arbeiten etwa 50 Mitarbeiter:innen in verschiedenen Teilzeit- und Schichtmodellen. Täglich bereiten wir Mahlzeiten für etwa 270 Patientinnen und Patienten vor, 60 bis 70 für das Zentrum der stationären Psychotherapie in Bad Bachgart, außerdem für ca. 35 Kinder und 500 Mitarbeiter:innen des Krankenhauses.
Wie planen Sie die Menüs für die Krankenhausküche?
Die Menüplanung ist komplex: Ich erstelle Essens-Wochenpläne. Dabei wird auf ausgewogene, abwechslungsreiche und schmackhafte Speisen geachtet. In Zusammenarbeit mit Ernährungsberatern berücksichtigen wir die individuellen Bedürfnisse der Patienten:innen und nutzen saisonale sowie regionale Zutaten für Frische und Qualität.
Welche Aufgaben haben Sie als Koordinator?
Meine Hauptaufgaben sind die Organisation und Überwachung des Küchenbetriebs sowie der Mensa. Dazu gehören die Planung der Essensversorgung für Patienten:innen, Mitarbeiter:innen und Besucher:innen, die Koordination des Küchenteams sowie die Verwaltung von Bestellungen, Dienstplänen und Lagerhaltung. Ich stelle sicher, dass alle Hygienestandards und Qualitätsanforderungen eingehalten werden, und bin auch verantwortlich für die Budgetüberwachung und Personaleinsatzplanung.
Was sind die größten Herausforderungen in Ihrer täglichen Arbeit?
Die Balance zwischen den individuellen Bedürfnissen der Patienten und den logistischen Anforderungen einer Großküche zu wahren, stellt eine große Herausforderung dar, ebenso wie die Einhaltung der strengen Hygienevorschriften.
Wie minimieren Sie Lebensmittelverschwendung?
Wir planen die Mengen sehr genau, verwenden Reste kreativ weiter und setzen auf ein intelligentes Bestellsystem. Schulungen zum bewussten Umgang mit Lebensmitteln sind ebenfalls Teil unseres Fortbildungsprogramms.
Welche langfristigen Ziele verfolgen Sie für die Nachhaltigkeit in der Krankenhausküche?
Wir möchten die nachhaltige Beschaffung weiter ausbauen, den Energieverbrauch senken und innovative Ansätze entwickeln, um die Küche umweltfreundlicher zu gestalten. Dazu reduzieren wir Einwegplastik, indem wir Mehrwegbehälter verwenden und auf umweltfreundliche Alternativen wie biologisch abbaubare Verpackungen setzen.
Wie sehen Sie die Zukunft der Krankenhausküche in Brixen?
Ich bin überzeugt, dass wir die Krankenhausküche durch kontinuierliche Verbesserungen und nachhaltiges Denken weiterentwickeln können. Die Kombination aus Qualität, Gesundheit und Umweltschutz wird künftig wichtiger werden, und ich freue mich darauf, diesen Weg mit meinem Team zu gehen.
Eine letzte persönliche Frage: Haben Sie ein Lieblingsgericht?
Oh ja: Ossobuco alla Milanese. Es besteht aus zarten Kalbshaxen in einer intensiven, langsam gekochten Sauce und wird traditionell mit dem gelben und wohlmundenden Safran-Risotto serviert. Besonders schätze ich, dass das Gericht rustikale Bergküche mit mediterraner Leichtigkeit verbindet.
sm