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So isst Euregio, Folge 6 & 7

Zwischen moderner Alpenküche und uralter Sprachinsel

Im Gourmetrestaurant s’kammerli in Nauders kreiert KM Michael Ploner mit seiner Familie kulinarische Erlebnisse und bekommt dafür eine renommierte Auszeichnung.
KM Michael Ploner in Aktion: Tiroler Hendl mit heimischer und internationaler Note – FOTO: bild[ART]isten
Wenn KM Michael Ploner am Herd steht, vereinen sich regionale Zutaten mit internationalen Einflüssen. In Nauders in Tirol betreibt er mit seiner Familie das Gourmetrestaurant s’kammerli, wo er gemeinsam mit Olli Mijic und Jürgen Mathoy eine modern-alpine Küche lebt. Hochwertige regionale Zutaten treffen hier auf internationale Einflüsse – eine Verbindung, die nicht nur auf dem Teller überzeugt: Vier Hauben und 17,5 Punkte im Gault&Millau sprechen für sich.
In Folge 6 von „So isst Euregio“ zaubert der junge Spitzenkoch gemeinsam mit KM Philipp Stohner, Präsident des Tiroler Kochverbands und kreativem Kopf im s’kammerli, ein raffiniertes Gericht: mariniertes Tiroler Hendl mit Paprikasalsa, Schnittlauchmayonnaise und Sauerteigbrot. Eine Kombination, die Regionalität neu interpretiert – bodenständig und zugleich weltoffen. Ploner beweist eindrucksvoll, dass Heimatküche keine Grenzen kennt, solange sie mit Herz und Verstand gemacht ist.
Erinnerung an gemeinsame Momente, köstliches Essen und gute Gespräche, v.l.n.r. KM Michael Ploner, Karin Gschnitzer und KM Philipp Stohner – FOTO: bild[ART]isten
Auch der kulturelle Euregio-Happen dieser Folge hat es in sich: Moderatorin Karin Gschnitzer besucht die Erlebnisburg Altfinstermünz – ein geschichtsträchtiger Ort an der Via Augusta und ein Vorzeigeprojekt grenzüberschreitender Zusammenarbeit. Die mittelalterliche Klause wurde vom engagierten „Verein Altfinstermünz“ liebevoll restauriert und macht Geschichte lebendig. Ein authentisches Beispiel dafür, wie Vergangenheit und Gegenwart in der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino miteinander verwoben sind.
In Folge 7 rückt dann ein ganz besonderer Ort in den Fokus: Der Lusernarhof im Trentino, geführt von Luca Zotti und seiner Familie. Doch bevor es ums Kochen geht, beginnt diese Episode mit einem kulturellen Schatz: dem Zimbrischen. Diese alte Minderheitensprache, die sich seit dem 11. Jahrhundert in der abgeschiedenen Sprachinsel Lusern erhalten hat, wird heute noch von rund 1000 Personen gesprochen – darunter auch Luca Zottis Familie. Ein Dokumentationszentrum, ein Museum, Sprachkurse und sogar Fernsehnachrichten sorgen dafür, dass dieses einzigartige Erbe lebendig bleibt.
Zutaten aus heimischen Wiesen und Wäldern, Luca Zotti setzt ausschließlich auf lokale Produkte – FOTO: LPA Bernhard Aichner
Vielleicht sind es genau diese tiefen Wurzeln, die Zottis Gespür für das Lokale geprägt haben – und die sich in seiner Küche widerspiegeln. Er verwendet ausschließlich heimische Zutaten, viele davon sammelt er selbst im Wald. Bei lokalen Produzenten vor Ort überzeugt er sich persönlich von der Qualität – nicht aus Pflichtgefühl, sondern aus Überzeugung. „Das macht unglaublich Spaß“, sagt Zotti, „denn uns verbindet die gemeinsame Leidenschaft für unsere Arbeit und die heimischen Erzeugnisse.“
Diese Leidenschaft zeigt sich eindrucksvoll in seinem Euregio-Gericht: ein überbackenes Briochebrot aus Lärchenrindenmehl, belegt mit Hirschrücken-Roastbeef, verfeinert mit Wildkräutern, Gewürzen und Waldbeeren. Serviert auf Brennnesselmayonnaise und Schafgarbenöl – ein Teller, der förmlich nach Wald duftet. Genossen werden kann das Ganze im liebevoll sanierten Lusernarhof, einem Ensemble aus drei alten zimbrischen Häusern. Regionalküche in ihrer ursprünglichsten Form – authentisch, kreativ und tief verwurzelt.
Der Pan Brioche aus Lärchenrindenmehl und das Roastbeef vom Hirschrücken mit Waldbeeren und Wildkräutern, bringen den Geschmack des Waldes direkt auf den Teller. - FOTO: Euregio
So zeigt „So isst Euregio“ in diesen beiden Folgen eindrucksvoll, wie vielfältig Regionalität gelebt werden kann: mal als moderne Alpenküche mit internationalem Twist, mal als tief verwurzelte Traditionsküche aus einer fast vergessenen Sprachwelt. Und immer mit dabei: Menschen, die mit Hingabe und Begeisterung zeigen, wie viel Geschmack in der Euregio steckt.
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red

Thema
Südtirols Mensen

Regional, nachhaltig und evaluiert

Wie nachhaltige Praktiken und Qualität die Gemeinschaft stärken und die Lebensqualität verbessern.
Foto: Pixabay
Die Gemeinschaftsverpflegung in Südtirol umfasst eine Vielzahl an Einrichtungen – von Schulkantinen über Seniorenheime bis hin zu Betriebsküchen und Caterern. Sie stellt täglich tausende Mahlzeiten bereit und übernimmt damit eine zentrale Rolle in der Versorgung der Bevölkerung. Besonders in Schulen und Kindergärten ist die Bedeutung groß: Allein hier werden jährlich über 2,4 Millionen Mittagessen ausgegeben.
Was ist Gemeinschaftsverpflegung?
Der Begriff bezeichnet jede Form der organisierten Essensausgabe an Gruppen – etwa in Mensen, Krankenhäusern, Seniorenheimen oder an mobilen Ständen. Auch Frühstücksangebote auf Urlaub auf dem Bauernhof oder Buschenschenke fallen unter diesen Begriff, sofern regelmäßig Gäste verköstigt werden.
Gesetzliche Neuerungen: Herkunft muss sichtbar sein
Seit Mai 2023 gilt in Südtirol ein neues Landesgesetz, das die Herkunftskennzeichnung von Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung vorschreibt. Betriebe müssen klar ausweisen, woher Fleisch, Milchprodukte und Eier stammen – sei es über Speisekarten, Aushänge oder digitale Systeme. Damit will das Land mehr Transparenz schaffen und den Konsum regionaler Produkte fördern.
Nachhaltigkeit im Fokus
Ein weiteres zentrales Thema ist die Nachhaltigkeit. In den letzten Jahren wurden mehrere Initiativen gestartet, um die Beschaffung ökologischer, regionaler und fair gehandelter Lebensmittel zu stärken. Eine von der Eurac Research koordinierte Arbeitsgruppe entwickelte Best-Practice-Leitfäden und organisierte Fachtagungen zur „grünen Verpflegung“. Ziel ist es, Ernährung mit Umwelt- und Sozialverträglichkeit in Einklang zu bringen.
Lebensmittelverschwendung: Ein ungelöstes Problem
Trotz aller Fortschritte bleibt die Lebensmittelverschwendung eine Herausforderung. Durchschnittlich landen in Südtirol jährlich 27,5 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf im Restmüll – ein großer Teil davon stammt aus Kantinen und Mensen. Studien zeigen: In Einrichtungen mit festen Portionen fällt mehr Abfall an als dort, wo Gäste die Menge selbst wählen können. Besonders in Schulmensen auf dem Land funktioniert die Anpassung besser als in städtischen Strukturen.
Herausforderungen und Ausblick
Trotz dieser positiven Entwicklungen bleibt die Umsetzung komplex. Bio und regional – das ist das erklärte Ziel, aber auch die größte Herausforderung. Die Logistik, Ausschreibungskriterien und saisonale Verfügbarkeit stellen hohe Anforderungen an Küchen und Lieferketten. Einige Bezirksgemeinschaften wie Meran zeigen, dass es geht: Hier stammen bereits rund 50 Prozent der ausgegebenen Mahlzeiten aus biologischer Landwirtschaft – ein wichtiger Schritt in Richtung Zukunft.
Die Gemeinschaftsverpflegung in Südtirol steht also im Wandel: Politische Weichenstellungen, ein wachsendes Bewusstsein in der Bevölkerung und engagierte Betriebe tragen zur Etablierung neuer Standards bei. Die Evaluation dieser Entwicklungen wird zeigen, wie gut sich Nachhaltigkeit, Qualität und Versorgungssicherheit im Alltag miteinander vereinbaren lassen.
red / pj